Berliner Woche phantasiert über Karla Pappel

Am vergangenen Samstag versuchte die Berliner Woche eine kleine Kampagne gegen unsere Arbeit im Stadtteil…Es wird suggeriert, wir würden nachts losziehen, um Fassaden zu „verschönern“. Wir sind selbst Mütter und Väter von Kleinkindern und müssen nachts vor allem Eines, nämlich schlafen. Unsere Aktivitäten sind viel mühsamerer Natur. Seit nun fast drei Jahren organisieren wir Kiezspaziergänge, MieterInnenversammlungen, eine Mieterberatung zusammen mit der Berliner Mietergemeinschaft und zuletzt eine Demo gegen hohe Mieten, Armut und Verdrängung, die auch durch unseren Kiez ging.

Wir kritisieren grundsätzlich alle Projekte, die dazu führen, dass eine soziale Entmischung der Bevölkerung stattfindet und Einkommensschwache ihr soziales Umfeld verlassen müssen. Dass Baugruppen besonders oft in der Kritik stehen, liegt schlicht daran, dass wir hier mittlerweile 8 davon im Kiez haben. Wir hätten aber dringend Sozialbauwohnungen gebraucht.

Persönlich kann ich, als Akademikerin mit gutem Auskommen, sagen, man muss nicht immer alles machen, was man kann. Ein respektvoller Umgang mit meinen Mitmenschen bedeutet auch, dass ich nicht einfach überall baue, wo ich es mir leisten kann, ohne überhaupt zu hinterfragen, was das für meine Nachbarn bedeutet. Ich weiß auch nicht, was es dem alleinerziehenden Vater bringen soll, wenn der LPG-Supermarkt mehr Umsatz hat oder was es seinem Kind bringen soll, wenn alle vor Schuleintrittsalter bereits wegziehen müssen, weil sie sich die Miete nicht mehr leisten können.

Die viel umworbene Aufwertung hat nämlich am Ende nicht eine stärkere soziale Mischung zur Folge, sondern führt vielmehr dazu, dass sich die Stadtteile extrem homogenisieren und am Ende alle benachteiligten in Spandau und Marzahn leben müssen.
Wir sind im Moment selbst auf der Suche nach einer Wohnung. Wir bekommen Angebote zwischen 8-10€ kalt/m². Das ist selbst für eine Durchschnittsverdienerin ein Haufen Geld. Der Trend im Innenstadtring ist also klar vorgegeben. Viele denken, wir sind dämlich, dass wir keine Eigentumswohnung kaufen wollen, sondern nach einer Wohnung suchen, die sich im Mietspiegel befindet.

Unsere Stadtteilinitiative ist eine bunte Mischung aus Menschen, die davon überzeugt ist, dass die derzeitige Entwicklung insgesamt für die ganze Stadt sehr negativ ist. Wir werden das immer wieder kritisieren und Alternativen aufzeigen. Der Versuch unsere Arbeit und einzelne zu denunzieren und zu diffamieren, zeigt eigentlich nur die argumentative Schwäche der Baugruppen.

Sie haben ihr Bett gemacht, jetzt müssen sie darin liegen.

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