Auf zur Kiezkasse

Karla Pappel hat drei Anträge bei der Kiezkasse eingereicht. Und zwar aus gutem Grund. Wir sind seit mindestens fünf Jahre im Kiez aktiv. Unsere Klickzahlen auf der Webseite haben den sechsstelligen Bereich überschritten (!).
Wir haben eine Mieterberatung eingerichtet und manchmal fast monatlich eine Aktion gegen Mieterhöhung und Verdrängung gemacht. Wir haben uns von niemanden korrumpieren und einkaufen lassen – diese Versuche hat es gegeben! Wir sind immer ansprechbar und unterstützen alle Menschen, die sich gemeinsam gegen Mieterhöhung wehren. Genau genommen sind wir leider die einzige Gruppe im Kiez die sich an der Frage der Mieten einsetzt  (sieht man mal von der Sozialbündnis-Unterschriftenliste für Milieuschutz ab) und vor allem querstellt. Wir waren eine Weile ausgebrannt und haben ein Jahr pausiert. Und wir wissen nicht wie lange wir weitermachen werden. Doch wir haben starken Zuspruch und sind weit über die Stadt hinaus bekannt. Durch uns ist die Gruppe zu Agromex mit entstanden. „Stadt & Land“ fürchtet uns seit wir mit 40 Leuten Mietminderungen verlangten und so weiter uns so fort.

Wir haben unsere Aktionen, die Flyer, die Musik, einfach alles aus unserem schmalen Geldbeutel finaziert. Oder über Spenden. Rückmeldungen bestätigten uns, dass unsere Arbeit wichtig für das Rückrad derer ist, die unter massiven Verdrängungsdruck stehen. Darum haben wir bei einer zweifelhaften Kiezkasse Gelder beantragt. Zweifelhaft, weil 2200,- eine Spielwiese sind, um uns sozusagen Beteiligung an Demokratie vorzugauckeln. Eine Almose, mit der wir uns zufrieden geben sollen und dürfen. Und um die wir uns auch noch zanken können. Und wenn man sieht, was das letzte Jahr über die Bürgerversammlung bewilligt wurde, kann man nur staunen. Zum Beispiel für Verschönerungsarbeiten an der Boucheschule über 500,- Euro. Für sowas ist gefälligst der Staat und Senat zuständig. Und dass das „Baumscheibenfest“ 1.250 Euro bekam von insgesamt 2.200 Euro – das geht nicht so, Leute. Das ist reine Selbstbespaßung. Und steht leider nicht im Verhältnis zu den Problemen, die es hier gibt und die finanzielle Unterstützung nötiger hätten. Weil es sich explizit mit den Problemen im Kiez nicht befasst. Wir zählen Euch aus dem Stand drei Sachen auf: Kurti von dem Inselmarkt wurde seiner Existenz beraubt, die Romafrau vor der LPG hat kein zuhause, die beiden Läden in der Karl -Kunger 26 werden zugemacht…

Darum unsere Vorschläge zur Finanzierung folgender Posten:

1. Wir beantragen bei der Kiezkasse 195,- Euro (plus 19% Mehrwertsteuer 37.05 Euro) für Aufkleber (2000 Stück 2farbig DinA 7). Kostenvoranschlag kann vorgelegt werden.

Die Mieten steigen im Kiez und in den Nachbarkiezen. Wir sind dagegen, dass arme Bevölkerungsschichten verdrängt werden. Wir glauben, alle Menschen müssen hier wohnen bleiben können, die hier wohnen wollen. Um diese Menschen zu stärken wollen wir die Aufkleber machen – mit Kontaktmöglichkeit und der Aufforderung sich gegen Mieterhöhung und Verdrängung zu wehren.

2. Wir beantragen bei der Kiezkasse 261,21 Euro (A4 , 3000 Stück). Kostenvoranschlag kann vorgelegt werden.

Das Faltblatt soll einen visuellen und argumentativen Einblick in die aktuelle Planung und beabsichtigte Umsetzung zur A 100 geben. Mit all Ihren negativen Auswirkungen für den Kiez und Alt-Treptow. Während die Bevölkerungsmehrheit gegen den Bau der A100 war, wurde die Bebauung des nächsten Bauabschnittes beschlossen. Dabei sollen bezahlbarer Wohnraum in der Beermannstr. 20 und 22 vernichtet werden.  (Antrag mit Robinwood zusammen)

 

3. Wir beantragen bei der Kiezkasse 1706,74 Euro für einen neuen Inselmarkt. Anzulegen in der Lohmühlenstr.

Auf der aktuellen Brache nah des Kanals, zwischen einem unpopulären gelben Neubau (Miete liegt weit über Mietdurchschnitt) und dem Wohnblock von „Stadt & Land“ will „Stadt & Land“ einen Neubau errichten. Dieser Neubau wird erfahrungsgemäß keine Mieten im unteren Einkommensbereich garantieren und den Verdrängungsprozess weiteren Vorschub leisten.

Auf dem Inselmarkt sind unter anderem Kleingewerbetreibende verdrängt und zum Teil ihrer Existenz beraubt worden.
Die Summe ist nicht nur eine Wiedergutmachung im Sinne eines lebenswerten Kiezes sondern als Bereitstellung notweniger technische Einrichtungen für ein dauerhaften Inselmarkt.
Karla Pappel erklärt sich bereit, eine notwendige 1.Stadtteilversammlung zur Realisierung des neuen Inselmarktprojektes (bei Bewilligung des Antrages) einzuleiten. Damit eine vom Kiez selbstverwalteten Struktur für arme Bevölkerungsschichten weit über den Kiez hinaus entsteht (Billige Fahrräder, Treffpunkt, Billige Essensküche, Tauschbörse, Infotafel, Sozialberatung, Mieterberatung etc.

 

 

 

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