Geteilte Gefühle in Kreuzberg

Wir erlauben uns folgenden Artikel von Uwe Rada unkommentiert zu verbreiten:
„Geteilte Gefühle in Kreuzberg
Was keiner glauben wollte, wird langsam denkbar. Das Genossenschaftsprojekt in der Möckernstraße steht vor dem Aus, wie am Montag bekannt wurde. Trotz einer Professionalisierung auf Kosten der Basisdemokratie hat die Genossenschaft, die 464 Wohnungen bauen wollte, noch immer keine neuen Geldgeber gefunden. Eine weitere Eigenkapitalerhöhung scheint unrealistisch. Was soll mit dem eingemotteten Rohbau am Gleisdreieckpark werden? Und verdienen die Genossen Mitleid? Die Meinungen gehen auseinander.
Bislang entzündete sich Streit über Bauprojekte im linken Milieu vor allem bei Baugruppen. Kritiker werfen den Projekten oft vor, andere Nutzungen zu verdrängen – in Pankow etwa musste ein Kleingarten einer Baugruppe weichen. Darüber hinaus würden sich solche Projekte kaum von anderen Neubauten unterscheiden, bei denen keine Miet-, sondern Eigentumswohnungen entstehen.
Am Gleisdreieck hat man von vornherein ein anderes Modell gewählt. Eine Genossenschaft versprach mehr soziale Durchlässigkeit und sollte Wohnungen schaffen, die dem spekulativen Markt dauerhaft entzogen sind. So weit der Anspruch. Die Realität sah anders aus. Ein Eintrittsgeld in die Genossenschaft von fast 1.000 Euro pro Quadratmeter und eine Miete in Höhe von 7 Euro aufwärts machten den Möckernkiez zu einem teuren Traum, den sich entweder nur Gutverdiener oder Erben leisten konnten. Ebendies dürfte der Grund sein, warum sich das Mitgefühl  derzeit in Grenzen hält. Es ist eben keine kleine Mietergenossenschaft, die vor dem Abgrund steht, sondern ein Prestigeprojekt. Der, für den das ohnehin unerschwinglich war, zuckt mit den Schultern. Wer das Geld gehabt hätte, aber nicht zum Zuge kam, atmet tief durch. Die, deren Geld nun verloren scheint, verzweifeln. So gesehen, ist der Möckernkiez ein Beispiel dafür, dass auch durch das alternative Berlin ein tiefer Riss geht. Die einen sind Mittelschicht qua Geldbörse. Die andern ahmen nur den Habitus nach. Zu wem gehören Sie? Ihre Reaktion auf die Pleite der Genossenschaft gibt die Antwort
UWE RADA“

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