Die Pioniere der Verdrängung – eine Erinnerung

Die Baugruppe KarLoh an der Lohmühlenstraße 60 lies am 28.02.09 die letzten verbliebenen Bäume fällen. Dies war nur noch unter Polizeischutz möglich, da die damals junge Stadtteilinitiative „Karla Pappel“ zwei Wochen zuvor das Gelände erfolgreich besetzt hatte und die Baumfällungen unterbrechen konnte. Welch schmutzigen Charakter diese Baugruppenleute hatten offenbarte sich der damaligen Karla Pappel Gruppe über interne E-Mails die ihnen zugespielt wurden. Darin stellten die Baugruppenleute Überlegungen an wie sie die Gruppe klein halten und isolieren können wenn sie schon nicht einzelne Leute kalt stellen könnten.

Baumfaellung1

Unterbrechung der Baumfällung

Zur Räumung des besetzten Bauplatzes damals schrieb Karla Pappel:

„Die Polizei reagierte gereizt auf Anwohner_innen. Es kam vereinzelt zu Schubserein und Personalienfeststellungen. Die neuen Herren und Damen des Bauplatzes feierten jeden gefällten Baum und stießen darauf an. Wer so seinen Einstand in den Kiez feiert wird nachhaltig unbeliebt bleiben. Diese Baugruppenmitglieder gehören zu einer „neuen Mittelschicht“ aus dem alternativen Milieu (vornehmlich aus dem Westteil der Stadt), denen der Kiez und die Bäume egal waren. Sie wollten sich Eigentumswohnungen bauen. Mit ungefähr läppischen 13.000,- € als Ausgleichzahlungen für die Bäume war auch das Thema erledigt. In das Egokonzept (Mehrgenerationenhaus) passen arme Leute ebensowenig wie Bäume rein. Und sie hatten das Recht und das Gesetz auf ihrer Seite. Und das nötige Kleingeld von 2000,- €/qm. Akademische hochbezahlte Jobs, Erbschaften und wohlhabende Eltern und schon flutschte der Bankenkredit.

Ihr Baugruppenarchitekt Christoph Schöningh, der in seinem Baugruppenhaus in Mitte nach Informationen eines Bauarbeiters in seinem rot geklinkerten Gewölbe eine Schwimmhalle hat bauen lassen, interessierte sich nicht für die Ängste der Anwohner_innen. Im Gegenteil verdrehte er in der Presse – das Baugruppenblatt taz zum Beispiel – die Argumente der Kritiker_innen. Die Baugruppen würden den Kiez aufwerten und keine Verdrängung auslösen. Und die Häuser gehören nun denen, die sie bewohnen; so der Achitekt in der Taz. Natürlich nur wer das Geld dafür hat.“

Dieser Kampf wird unter anderem ganz gut in dem Film „Verdrängung hat viele Gesichter“ dokumentiert. DIese Webseite und der Film sind ein Gedächtnis des Widerstandes im Kunger-Kiez, auch wenn es den neuen Herren und Herrinnen nicht paßt.

In dem Artikel damals hieß es weiter:

„Die spöttisch auch Bionadebourgeoisie genannten alternativen Mittelschichtsyuppies beginnen den Kiez zu überlaufen – die Mieten steigen, der Kiez ist vom Regierungssender RBB zum Aufsteigerkiez erkoren worden und Wohnungen werden hoch gehandelt. Alt-Treptow wird Prenzelberg. Die ärmeren Bevölkerungsschichten ziehen zum Teil weg oder halten sich mühsam. Zu den ärmere Bevölkerungsschichten gehören unter anderem alteingesessene Bewohner_innen aus Vorwendezeiten, HartzIV Empfänger_innen, Alleinerziehende, Rentner_innen etc.

Menschen wie Wowereit und Junge-Reiher (Kennt heute niemand mehr – zwei neoliberale Marionetten der Wirtschaft Anm. Red.)– die „SPD“ und die „Linke“ sind verantwortlich zu machen für diese ungeheuerlichen Zustände.“

Damals forderte Karla Pappel schon:

„Baustopp für alle Bauprojekte solange keine soziale Lösung für den Kiez und die angrenzenden Kieze besteht! Mietenstopp! Und Enteignung von Mietwucherern! Sofortiger Stopp der Umwandlung von Mietwohnungen in Eigentumswohnungen! Baugruppenyuppies und Bionadebourgeoisie resozialisieren und deren Eigentum vergesellschaften.“

So macht Erinnern Spaß. Wir bleiben der Stachel im Arsch der Gentrifizierer*innen

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