MieterInnen setzten „Agromex“ unter Druck

In Alt-Trepow (Berlin) formiert sich der Widerstand gegen Mieterhöhung und Spreeuferbebauung

Nachdem „Karla Pappel“ an einem Wohnblock am Spreeufer vor drei Monaten zu einer Stadtteilversammlung eingeladen hatte, ist neuer Schwung in den Kampf gegen Mieterhöhung & Verdrängung gekommen. Die AnwohnerInnen reagierten positiv auf die Einladung, denn… … bis zu 50 Menschen nehmen an den fast wöchentlichen AnwohnerInnenversammlungen teil. Heute besuchten einige von uns gemeinsam die Berliner Niederlassung „Agromex“ um das Bauvorhaben öffentlich zu skandalisieren und einen nichtöffentlichen Architekturwettbewerb aufzusuchen.

Auf den Stadtteilversammlungen ist den AnwohnerInnen schnell klar geworden, dass das Bauvorhaben des Investors „Agromex“ rund weg abzulehnen ist. „Agromex“ baut eher im hochpreisigen Luxusbereich in Berlin.  Eigentumswohnungen von 3500,- € qm im Samariterviertel (Friedrichshain) nehmen sich fast noch „bescheiden“ aus. So wird für bis zu 6000,-€ qm im Hafenquartier Kielerstr. (Mitte) je ein Weinkeller, Dachterrasse und Sauna dazu geliefert.

Auf der jetzigen Brache an der Spree, zwischen den Bürogebäuden TwinTowers und Allianzhochhaus, soll nach Verständnis des Investors ein Hotel und „Wohnungen“ entstehen. Wobei Wohnungen in dem finanziellen Bereich eher eine Verharmlosung sondergleichen ist. Für die AnwohnerInnen, die mit immerhin schon 10,- € den qm keine geringe Miete zahlen – sondern über dem Durchschnitt Alt-Treptows liegen – ist die Sache klar. Gelingt es dem aggressiven Investor mit seinen Plänen durchzukommen, steigt die Miete über die Anhebung des Mietspiegels. Gerade die Brachen verhinderten bislang die Aufwertung von „einfacher Wohnlage“ in die höhere Wohnlage. Die Baugruppen „Stadtgrün“ an der Hoffmannstraße mit ihren Eigentumswohnungen (über 2000,- € qm) gelten als die Pioniere der „Gentrifizierung“ für das Viertel, neben den oben besagten Bürobauten.

Für die Uferbebauung zwischen den hässlichen TwinTowers und dem Allianzhochhaus versucht nun „Agromex“ vollendete Tatsachen zu schaffen. Der Architekturwettbewerb, von „Agromex“ veranstaltet, entzieht sich der Öffentlichkeit. Natürlich kann „Agromex“ in seinen Kämmerlein mit Bauklötzen spielen, solange sie wollen. Doch sobald das öffentliche Interesse berührt ist, hört der Spaß auf. Als privater Investor hat er von 15 Architekturentwürfen  fünf  Entwürfe in die engere Auswahl genommen, die Öffentlichkeit aber konsequent ausgeschlossen. Der eigentliche Skandal liegt nun darin, dass in der zehn-köpfigen Jury die Politik involviert ist.  Der Baustadtrat Hölmer Alt-Trepow (SPD) sitzt in der Jury – sein Büro aber mauerte und rückte nicht mit Ort und Zeitpunkt der Versammlung zum Architekturwettbewerb raus. (Ein unbekannter Vertreter der Berliner Senatsverwaltung saß ebenfalls in der Jury)

Das sei „Privatsache von Agromex“, so das Büro von Hölmer, so Argromex selbst. Auch PressevertreterInnen waren nicht zugelassen. Das mussten sich die AnwohnerInnen erstmal auf der Zunge zergehen lassen; politisch gewählte Vertreter verweigern der Öffentlichkeit jegliche Transparenz – obwohl sie über mögliche Entwürfe mit abstimmen, die von öffentlichem Interesse sind. Mit der Mitarbeit in der Jury wird bereits informell der Weg für die Bewilligung des Bebauungsplanes geebnet. An der Bevölkerung vorbei. Die Kumpanei des Bezirkes Treptow-Köpenick und des Senates mit dem Investor ist politisch unzulässig und skandalös.

Nun haben wir, die AnwohnerInnen/Stadtteilinitiative u.a., uns davon nicht beeindrucken lassen. Gemeinsam mit UnterstützerInnen aus der MieterInnenbewegung und „Mediaspree versenken!“-AktivisitInnen  haben wir den Investor in seiner Berliner Niederlassung besucht.

Doch man ließ die 20 Menschen nicht ein. Und vertröstete uns auf ein Kontaktformular, um mit den Verantwortlichen zu kommunizieren. Die gestressten Karrieristen (Mitarbeiter von Agromex) verweigerten es im Beisein vieler PressevertreterInnen, einen Telefonkontakt zu den Verantwortlichen, Oliver Hirt und Franz Rembold, herzustellen. Die beiden Geschäftsführer waren vermutlich zeitgleich auf der geheimgehaltenen Architekturwettbewerbsveranstaltung zugegen.

Herr Rembold hatte bereits in dem Berliner Tagesspiegel verlauten lassen, das er nicht mit Anfeindungen (der Bebauung des Spreeufers – Anmerk. Karla Pappel) rechne, da Alt-Treptow nicht zu Mediaspree gehöre. Ein Irrtum, denn Teile der außerparlamentarischen MieterInnenbewegung und „Mediaspree versenken!“ haben sich bereits verbunden.

Herr Oliver Hirt versteigt sich zu der Aussage, dass durch Luxustownhäuser die Bevölkerungsstruktur weder verändert wird, noch Menschen verdrängt werden, wenn nur auf Freiflächen gebaut wird. Wer tatsächlich keine besseren Argumente zur Spreeuferbebauung hat, lässt sich von seinen MitarbeiterInnen besser verleugnen. Und so spulten die Agromex-Mitarbeiter immer nur die gleichen Floskeln ab; „Kontakt nur über das Kontaktformular“.

Die erste Quittung wird bereits am 14. Juli serviert werden. Dann nämlich werden „Mediaspree versenken!“, Stadtteilinitiativen und MieterInnen des Spreeufers eine große Demonstration auch durch Alt-Treptow veranstalten.

Fotos werden nachgeliefert

Weiter Webseiten zum Thema:
www.ms-versenken.org
mietenstopp.blogsport.de

4 comments