… dann jammern sie auf hohem Niveau oder lügen schamlos. (Das Bonbon steht am Ende dieses Textes, incl. Foto, gefolgt von einem letzten Nachtrag)
„Steine auf Kinderzimmerfenster werfen ist das Letzte“ stand dort in einem Fenster geschrieben.
Wollten die neuen Damen und Herren Eigentümer („mit Balkonterrasse zur Abendsonne und fantastischem Blick ins Grüne über den Görlitzer Park mit Berlin-Panorama bis zum Fernsehturm“ Zitat Eigentümer) uns und dem Kiez damit etwas mitteilen? Oder führten sie nur Selbstgespräche ?
Bei näherem Begutachten der Fassade fand sich nichts was dieses Plakat erklären konnte. Schauten wir auf dem Fußboden vor dem Haus, erkannten wir auch keine Splitter. Kein Loch in der Scheibe. Einfach gar nichts. Nur dieses Plakat, das ihnen selbst doch unheimlich sein musste. Und eine Mutti, die ihr Kind im Schaufenster wiegte, also wolle sie das „Böse“ da draußen noch unterstreichen. Ihre Kinder mussten täglich an diesem Plakat vorbei gehen. Doch vielleicht werden sich die Kinder eines Tages böse an Ihren Eltern rächen, weil sie ständig für das Wohl der Eltern funktionalisiert werden.
Wenn das Plakat und auch die „Eigentumswohnungen mit Wohnflächen zwischen 75 und 190 qm“ (Zitat Eigentümer) keine Fata Morgana sind bleibt die Frage, was das nun sollte?
Vielleicht lag die Erklärung darin, das das neue Eigentumshaus „KarLoh“ nebendran mit ein paar Farbbeutel beglückt wurde. Auf den Werbewänden vor dem Haus stand ein Spruch: „Liebig 14 bleibt“. Dieses Haus in Friedrichshain ist von der „Zwangsräumung“ bedroht und derzeit ein weiteres Politikum im Kampf gegen Mieterhöhung und Verdrängung. Denn auch die gelbe Stadtvilla am Ufer wurde in diesem offensichtlichen Ansinnen verschönert.
Die Werbewände übrigens, die den Kiez seit mehr als einem Jahr unter anderem mit sexistischen und kommerziellen Inhalten nerven, sind eigentlich gesetzlich verboten. In reinen Wohnvierteln darf derartige Werbefläche nicht aufgestellt werden. Für diese lag unseren Wissens nach auch keine Genehmigung vor. Ein alteingesessener Kiezbewohner beschwerte sich bei den zuständigen Ämtern und wurde abgewimmelt. Das alte Lied. Die Baugruppe aber konnte zusätzliches Geld zur Finanzierung ihres Klotzes einspielen.
Das Plakat „Steine auf Kinderzimmerfenster werfen ist das Letzte“ roch nach einer schamlosen Lüge. Diejenigen, welche andere Menschen im Kiez verdrängen, wollten sich jetzt als Opfer zelebrieren. Aber es war sehr zu begrüßen, das es hängen blieb. Um weitere Baugruppen und Investoren abzuschrecken.
Und nun das Bonbon und ein letzter Nachtrag zur Episode: Nur zwei Stunden nach der Veröffentlichung des Textes entfernten die Eigentümer das Plakat, welches vorher vier Tage dort hing. Wenn das nur immer so einfach wäre. Dann kam eine E-mail an Herta_Pappel@gmx.de. Einer der betroffenen BewohnerInnen schrieb: „Am Samstag, den 15.01. gegen 6 Uhr früh flogen zwei Pflastersteine gegen unsere Fassade, einer an die Scheibe des Haustechnikraumes, einer an die Scheibe des darüber liegenden Kinderzimmers.“ Die Scheiben hätten dabei nur schwer sichtbaren Schaden genommen.
Es war bei Erstellung des obigen Berichtes davon auszugehen, dass das Transparent aus Angst vor Attacken und wegen den von Baugruppen gerne ausgehängten Selbstverständnisses: ´wir sind ja nett und Opfer´ aufgehangen wurde. Das knüpfte an unsere direkten Erfahrungen mit der Baugruppen im Kiez an. Diese hatte u. a. ihre Kinder instrumentalisiert, um Protest und Widerstand gegen ihr Bauvorhaben zu begegnen. Und Ihre Beteiligung am Verdrängungsprozess damit abzustreifen.