Am Mittwoch den 15.August 2012, präsentierte der Investor Agromex sein Architekturmodell für die Bebauung am Alt-Treptower Spreeufer zwischen Twin-Towers und Allianz-Hochhaus dem Stadtplanungsausschuss im Rathaus Köpenick. Viele betroffene AnwohnerInnen aus der Fanny-Zobel- und der Hoffmannstraße waren zu diesem öffentlichen Termin gekommen. Sie befürchten in Folge des groß angelegten Luxusbauvorhabens durch Agromex unmittelbar Verdrängung und Entmischung des sozialen Gefüges im Quartier. Der Raum im Rathaus war überfüllt, Menschen standen auf den Gängen.
Vorgestellt wurde ein schickes Modell – hoch gelobt in Architekten- und Politikerkreisen, für die AnwohnerInnen jedoch schlimmer als befürchtet. Zwei der drei geplanten Hochhäuser übersteigen die im Bebauungsplan vorgesehene Höhe enorm, sollen 110 bzw. 99 Meter hoch werden und das direkt 20 m vor den Fenstern der Anwohner.
Der veraltete, 1994 erstellte Bebauungsplan, der noch immer den Status eines Entwurfs hat, aber den Entwicklungen der Stadt nie angepasst wurde (z. B. nach dem Bürgerentscheid Mediaspree), scheint eine einzige Farce zu sein:
Bei Einwänden von AnwohnerInnen gilt er als unabänderbar, für die Interessen der Investoren kann er kurzerhand angepasst werden.
MieterInneninteressen werden nicht berücksichtigt. Dieser Bebauungsplan wird so ausgelegt, dass MieterInneninteressen gekonnt ignoriert werden und er für die Profit-Bedürfnisse der Investoren passt. Damit brechen die Regierenden in Berlin wieder einmal ihre Wahlversprechen zum Wohle der Investoren.
Neben einem Hotel-Komplex (200 Zimmer, 63,5 Meter Höhe) sollen in den beiden riesigen Türmen ca. 200 Luxus-Eigentumswohnungen entstehen, daneben eine Tiefgarage mit 400 Stellplätzen und ein weiterer Supermarkt (von denen es in Alt-Treptow bereits genügend gibt). Mit den 200 gehobenen Eigentumswohnungen wird das Quartier mit einem Schlag den Charakter eines Mieterkiezes verlieren. Damit wird wie vielerorts in Berlin auch in diesem Kiez die noch vorhandene gesunde Sozialstruktur, bestehend aus Senioren, jungen Familien und Singels unterschiedlicher Einkommensklassen, verloren gehen. Außerdem verschwindet, aufgrund der vorgesehenen Zubetonierung, eine der letzten noch am Spreeufer existierenden grünen Uferflächen, die bisher stark als Naherholungsgebiet und Touristenattraktion frequentiert wurden.
Agromex behauptet, dass durch die hohe Bebauung mehr öffentlicher Platz bleibt. Doch wie die Eingangsbereiche, vor allem für das Hotel konzipiert werden oder die Zufahrtswege, auch zur Tiefgarage, zum Supermarkt usw. , dass wurde bisher nicht klar dargestellt. Wie viel öffentlicher Raum wirklich bleibt, und wer dort wirklich gern gesehen ist oder ob es dann doch „Nur für Hotelgäste“ heißt, das bleibt die Frage. Auch die Verkehrsanbindung an das Straßennetz scheint unklar. Wir vermuten eine bewusste Verschleierungstaktik.
Auf den Bildern wirken die Hochhäuser im Vergleich zum Allianz-Hochhaus, das nur wenige Meter höher ist, viel zu klein dargestellt. Es wurde vermutlich auch eine Perspektive gewählt, die die Türme klein und zart wirken lässt. Die Gebäude sind wie durchsichtig gezeichnet, auch das widerspricht jeglicher Realität. Also einmal mehr nur eine Schönfärberei, um die AnwohnerInnen ruhig zu stellen. Doch die lassen sich keine Bären aufbinden und werden sich weiter wehren.
Proteste gegen Bebauung des Spreeufers: Video vom Bericht in der RBB-Abendschau vom 16.08.2012 über den Protest der AnwohnerInnen zur Spreeuferbebauung in Alt-Treptow.
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