„Wir wollen doch nur bauen…“ Townhouse im Innenhof

Am Sonntag trafen sich AnwohnerInnen der Heidelberger Straße 1a bei Kaffee und Kuchen, um sich über den geplanten Neubau in ihrem Innenhof zu beratschlagen. Es handelt sich, bei dem von uns fälschlicherweise als Waschhaus betiteltem Objekt, um ein ehemaliges Vereinsheim (Nachbarschaftsheim).

AnwohnerInnen aus der Heidelberger und Lohmühlenstraße berichteten uns, dass sich hier früher regelmäßig SeniorInnen getroffen haben, die sogar aus anderen Stadtteilen mit dem Bus angereist kamen, um dieses Angebot wahrzunehmen. Sogar Hochzeiten gab es in diesem idyllischen Innenhof.

Vor dem Nachbarschaftsheim, das lediglich einer kleinen Renovierung bedürfte, gibt es in der Tat eine großzügige Fläche, die sich zum Tanzen oder als Terrasse zum Kaffeetrinken wunderbar eignet.
Leider wurde die Einrichtung dann vor einigen Jahren nicht mehr mit öffentlichen Geldern unterstützt, so dass erst einmal Schluss war mit geselligen Kaffeekränzchen.

Die AnwohnerInnen wollten jedoch nicht auf ihren Treffpunkt verzichten und so versuchte die Wohnungsgenossenschaft DPF das Haus mit Grundstück vom Liegenschaftsfond zu erwerben.

Dieser Versuch scheiterte jedoch, es kam zur Versteigerung: hier wurde die DPF offensichtlich von den neuen Eigentümern überboten. Diese stießen schließlich auch zur Veranstaltung, um bei den AnwohnerInnen Sympathiepunkte zu sammeln „und um sich mal vorzustellen“. Sie präsentierten sich als frischgebackene Familie, der nun zum Glück nur noch das „kleine“ Eigenheim fehlt.

Schnell klärten sie auf, es solle keine Doppelhaushälfte entstehen, wie beworben, und das Haus werde auch ganz anders aussehen; für eine Doppelhaushälfte gebe es hier keine Baugenehmigung. Aber wie genau das Haus aussehen werde, wüssten sie noch nicht und auch nicht, warum die Doppelhaushälfte beworben wurde. Anne Raupach sei aber schon die Architektin.

Wie sie denn auf die Idee kämen, hier ein Eigenheim in den Innenhof zu bauen, genau an die Stelle des geliebten Nachbarschaftsheims, wollten die AnwohnerInnen wissen. Wie könne man denn so eine Frage stellen, man habe das Grundstück schließlich gekauft und warum die DPF es nicht bekommen habe, wisse man auch nicht. Man wolle sich jetzt nicht mehr rechtfertigen müssen, so die EigentümerInnen.

Man delegiert die Verantwortung für das eigene Handeln an Dritte, das haben wir auch schon in anderen Fällen erlebt. Immer wieder ist es die Politik (hier der Liegenschaftsfond), die dafür alleine verantwortlich sein soll.

Wir fragen uns: Wie kann man ein Grundstück erwerben, ohne sich über dessen Umfeld, Mensch und Natur, vorher Gedanken zu machen? Wie kann man mit dieser Geste unmissverständlich zu seinen zukünftigen Nachbarn sagen, es ist mir egal, was Dir wichtig ist, ich baue hier? Was soll das für eine Gesellschaft werden, in der jedeR als EinzelkämpferIn versucht seine Interessen durchzusetzen, ohne die Bedürfnisse der anderen zu respektieren?  Wie kann man seine Mitmenschen so vor den Kopf stoßen, wo man doch gerade mit Kleinkind auf deren Mithilfe und Unterstützung angewiesen ist?

Der Liegenschaftsfond verkauft meistbietend und ist politisch gezwungen einen marktüblichen Preis zu erzielen, also nicht im Sinne des Gemeinwesens zu handeln. Im letzten Jahr erwirtschaftete er einen Gewinn von 190 Millionen Euro. Auch auf Kosten des Nachbarschaftsheims.

Die AnwohnerInnen möchten sich weiterhin für ihren Treffpunkt einsetzen.

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