„Verdrängung hat viele Gesichter“ stand auf dem Dach der ersten Baugruppe Zwillingshaus im Kiez. Das war zu den Anfängen der Stadtteilinitiative hingemalt worden. Den Pionieren der Verdrängung folgten erwartungsgemäß andere Eigentumshäuser:Beispielsweise die Baugruppe am Schmollerplatz 1. Deren ArchitektenInnen (Großbongardt/Ostwald) haben sich nun mit den Architekten der Baugruppe Zwillingshaus/KarLoh (Zusammenarbeiter/Till Degenhardt) zusammengetan um ihre lukrative Geschäftsidee im Kiez auszuweiten. Finanzkräftige Deppen, denen die Verdrängung ärmerer Schichten am Arsch vorbeigeht – ebenso wie selbstverliebte, profit- und karrierehungrige ArchitektInnen – gibt es wie Sand am Meer. Wie Immobilienfuzzies, die den Kiez für ihre widerwärtigen Geschäfte entdecken. Deren nächstes Baugruppenprojekt soll nun in der Krüllsstr. entstehen. Das Gelände wurde durch Abriss der Werkstattgebäude bereits vorbereitet. MieterInnen erwägen Mietminderungen. Doch es wäre unfair nur die einen VerdrängerInnen ärmerer Einkommensschichten beim Namen zu nennen.
Durch die Arbeiten an dem Baugruppengelände kam es zu massiven Problemen im Nachbarhaus. So lief angeblich Wasser in den Keller. Beschwerden bei den Baugruppenarchitekten wurden AnwohnerInnen zufolge ignoriert. „Das Wasser steht im Keller; die Kohlen verschimmeln, beim Kacken fällt die Decke auf den Kopf (Red.: durch den Baulärm/Erschütterungen)“ so ein Bewohner der Krüllsstr 12. „Die Baugruppe reagiert nicht auf Anfrage“.
Doch was ist das für ein Haus, wo die Hausverwaltung zulässt das die Kohlen im Keller schimmeln? Wenn man ein bisschen nachbohrt kommt erstaunliches zutage. Die pilzbefallene Wand einer Person aus besagtem Haus, kann man mit dem Finger eindrücken. Herr Eliran Hessing (VivoHausverwaltung), der Verwalter des Hauses dazu, zum Beispiel: „Am liebsten würden wir sie alle entmieten, wir wollen keine Umsetzwohnungen bezahlen.“ Und wer es nicht glauben kann, dem sagt er auch solche Sätze wie: „Wir warten nur darauf, bis sie alle raus sind.“ Das marode Treppenhaus sicherte die Hausverwaltung zu, zeitnah zu renovieren – mittlerweile sind zwei Jahre vergangen.
Die elektrischen Leitungen stammen aus dem Jahre 1930, was nicht ein Problem wäre, würden die maroden Kabel nicht auch lebensgefährliche Ausmaße annehmen. Wenn das Netz mal wieder den Geist aufgibt, heißt es eben aus dem Mund der Hausverwaltung: „Verbrauchen sie weniger Strom.“
Oder es heißt schon mal: „Packen sie ihre Sachen und verschwinden sie.“
Wenn sich eine Bewohnerin beschwert, das sie keine Zimmertür hat, dann entgegnet ihr die Hausverwaltung: „Seien sie doch zufrieden, sie haben doch eine Haustür!“ Angeblich ist der Hausmeister sogar gefeuert worden, als er der Frau eine Zimmertür besorgte.
Hier wird eindeutig auf Rendite spekuliert. Die Leute sollen aus dem Haus rausgeekelt werden, um es entweder hochpreisig zu verschleudern oder Luxus zu sanieren. Die Baugruppenarchitekten wiederum werden sich von solchen archaischen Methoden abgrenzen, sie verdrängen „vornehm“. Durch „Aufwertung“.
Wie gesagt: Verdrängung hat viele Gesichter.
Das Haus ist ein Fall für die Bauaufsicht! Und die Lumpen, die uns hier verdrängen wollen, sind ein Fall für den Widerstand der MieterInnen!
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