Die ungewollten Kinder der Kiefholzstraße…

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„Die ungewollten Kinder der Kiefholzstraße …

Es sind die drei Racker Fin, Liz und Ana, die uns nun schon seit fast über einem Jahr gehörig auf die Nerven gehen. Von früh bis spät wachsen die „liebenswerten“ Bälger lautstark heran – und das Ende dieses Wachstumsprozesses ist noch lange nicht in Sicht. Ab und an kommen die stolzen Eltern zu Besuch und begutachten mit dem Glas Sekt in der Hand die Fortschritte ihrer Wunschkinder.

Fin, Liz und Ana – hier helfen keine Verniedlichungsversuche – dieses Baugruppenprojekt am Hochdamm ist und bleibt ein Störenfried für die gesamte AnwohnerInnenschaft der umliegenden Kiefholzstraße. Und die lieben „Eltern“ sind in diesem Spiel natürlich die euphorischen Bauherren und EigentumswohnungsbesitzerInnen in spe. Dabei kann man das doch verstehen – am Hochdamm ist es doch soo schön! Gerade hier, in der Nähe zum immer hipper werdenden Kreuzberg, lässt es sich doch gut leben. Ja, hier wird nicht mehr gewohnt – hier wird gelebt (für m² von 2050€ bis 2750€)! Es mag zwar alles drum herum noch pfui dreckig sein, aber das wird sich bestimmt bald ändern …

Natürlich ist es in diesem Sinne dann nicht mehr also nur die andauernde Lärmbelästigung, die das Wohnen in unserer an sich gemütlichen Behausung schwer erträglich macht. Das Bauprojekt am Hochdamm wird wie viele andere Eigentumsbauprojekte, die momentan auch in Alt-Treptow boomen, den Kiez auf längere Sicht zerstören, organisch gewachsene soziale Strukturen grundlegend verändern und viele Menschen zum Wegziehen zwingen. Und das beunruhigt uns sehr stark. Wir kennen den Kiez seit Schulzeiten und lieben diese Ecke – es ist eben immer auch eine emotionale Komponente, die den Frust auf diese (und andere) Baugruppen befördert. Dabei hat man auch das Gefühl, dass die verehrten Nachbarn in spe kaum bis gar kein Verständnis für diese Verärgerung und Beunruhigung der Anwohner übrig zu haben scheinen. Und warum auch? Haben sich die Architekten doch ganz viele tolle Features ausgedacht, damit man – am wichtigsten – die Gemeinschaft und das gute Auskommen „unter sich“ finden kann. Es seien ihnen ja auch die hellen, freundlichen, einladenden, großzügigen und exklusiven Nachbarschaftsräume gegönnt – nur spricht gerade auch wieder der Frust aus mir, denn während ich diese Zeilen um kurz vor 22 Uhr  schreibe, pulsieren gegenüber immer noch die Baugerätschaften. Und die Aussicht, dass „LIZzy“ und „ANAchen“ erst in einem Jahr (laut Planung und wir in Berlin wissen ja, was das für Spielräume lässt) ausgewachsen sein werden. Nach jedem Arbeitstag in der lauten Innenstadt folgt dann also auch der „entspannende“ Feierabend in den eigenen vier Wänden vor „lebendiger“ Akustikkulisse. Und juhu – heute haben wir auch erfahren, dass in den nächsten Tagen auch nachts gearbeitet werden soll. Man will ja schließlich so schnell wie möglich in die ökologisch und gemeinschaftlich konzipierte Anlage einziehen dürfen.

Manchmal sitzen wir mit Blick auf den hässlichen Haufen aus Holz und Beton und überlegen uns auch, ob man nicht einfach wegziehen sollte. Wir haben beide Jobs und werden uns diese Gegend sicherlich auch in naher Zukunft (erstmal) noch leisten können. Dennoch macht es uns einfach zornig und traurig, diesen fast gewaltsam wirkenden (zumindest fühlt sich das Hammergeräusch in meinen Ohren gerade gewaltsam an) Umbruch mitzuerleben. Den Wandel, der sich jetzt bald ins zweite Jahr hineinzieht, haben wir manchmal mit Graus dokumentiert. Manchmal aber, wenn sich die Kinder vom Nachbarhaus an der Elsenstraße das Baugrundstück als Spielplatz für kurze Zeit zurückeroberten, ist es ein schönerer Ausblick gewesen.

Und nein – auch wir werden hier nicht wegziehen, unseren Kiez einfach so verlassen – und schon gar nicht überlassen muss man schon fast sagen. Die tolle Baugruppe mag auf ihrer „knuffigen“ Facebookseite vielleicht 47 Gefällt-mir-Angaben zusammen bekommen haben. Aber hinter Initiativen wie Karla Pappel steht eine ganze Gemeinschaft. Danke Karla für dein unermüdliches  Engagement!“

(Wir sind gerührt, Danke schön. Karla Pappel)

Am Hochdamm vor Baubeginn

Am Hochdamm vor Baubeginn

Bawamm im Bau

Der kleine Racker FIN wächst und wächst.

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