Die EigentumshäuslebauerInnen „Wohnen am Hochdamm“ luden zum Samstagsbrunch. Doch ungebetene Gäste störten das Kennenlerntreffen.
„Fünf sind geladen, Zehn sind gekommen, gieß´ Wasser zur Suppe, heiß´alle willkommen.“ … Denkste Dir. Ungefähr 15 Mitglieder diverser Stadtteilgruppen besuchten den Brunch. Die BaugruppenmitgliederInnen mussten den Ärger der ungebetenen Gäste über sich ergehen lassen. Und ließen sich genervt Zeit mit dem Auftischen des bereits georderten Brunches, um nicht teilen zu müssen.
Die Konfrontation dauerte über eine Stunde. Anwohnerinnen aus der unmittelbaren Nachbarschaft in der Kiefholzstrasse waren anwesend. Sie skandalisierten das Bauvorhaben und die Fällungen des Wildwuchses. Und die Verdrängung alteingesessener und ärmerer Schichten durch den Bau von Eigentumswohnungen.
Die Tische wurden vermessen und der Hinweis ausgegeben, dass die Stadtteilinitiativen jetzt leider in der Kneipe eine Baugruppe errichten würden. Der Mietspiegel würde dadurch angehoben. Und wenn sie den Sitzplatz nicht mehr zahlen könnten, könnten sie ja nach Mahrzahn ziehen und sich bei Wowereit beschweren.
Das berührte viele Baugruppenmitglieder zwar unangenehm, aber man wolle es sich ja nur „schön machen“. Oder dem Vermieter kein Geld in den Rachen schmeißen. Und man verdränge doch niemand. Und man wolle doch auch kein Prenzelberg. Und man sei doch gar nicht so schlimm.
Besonders pikant: Ein Baugruppenmitglied bezeichnete die Kritik an dem Bau von Eigentumswohnungen und dass man solche Leute im Kiez nicht wolle als „faschistoid“. Das führte zu einem kleinen Eklat. Es ist ein Muster, das sich immer wiederholt. Als Täter macht man sich zu Opfern und vermengt das noch unsäglich mit der historischen Geschichte dieses Landes.
Ein linker Aktivist, der auch in die Baugruppe gehen will, versuchte immer wieder Diskussionen aufzuzwingen. Aber ein Teil der Stadtteilgruppen hat keinen Sinn darin gesehen mit den BaugruppenmitgliederInnen irgendetwas konstruktiv zu verhandeln. Denn diese haben ähnlich wie die Baugruppen „Schmollerplatz 1“, „Karloh“, „Zwillingshaus“, „Kungerhöfe“ und „Hoffmannstrasse“ Fakten gesetzt. Die Bevölkerung hat die ArchitektInnen einen Scheißdreck interessiert. Und die BaugruppenmitgliederInnen letztlich auch nicht.
Ein Teil der BaugruppenmitgliederInnen verzogen sich als sich die ungebetenen Gäste zäh in ihrer Anwesenheit zeigten – man wollte ja schließlich noch“ brunchen“. Einige Baugruppeninteressierte hatten unter diesen Umständen kein Interesse an der Baugruppe und gingen ebenfalls. Die brunchende Baugruppe hat auch in der Vergangenheit für Belustigung gesorgt – mit einem „Gentrifizierungsfrei-Zertifikat“. Und war schon mehrfach Ziel von Aktionen.
Das Cafe „Avril“, in dem sich die BaugruppenmitgliederInnen regelmäßig treffen, liegt im Greafekiez. Hier wähnte sich „Wohnen am Hochdamm“ sicherer als z.B. im Kungerkiez. Das Cafe ist übrigens durch die Belegschaft übernommen worden, nachdem der Besitzer aufgegeben hat. Die permanente Gewerbemieterhöhung war wohl der Grund und ist auch jetzt eine akute Bedrohung. Folglich freute sich die Belegschaft über die Stadtteilinitiativen und die Kritik an den Eigentumshäuslebauern. Denn auch das Haus, in dem sie das Cafe betreiben, ist von Umwandlung in Eigentumswohnungen bedroht.
Eine gelungene Aktion.