„Auf Gute Nachbarschaft“ geht nur ohne Agromex

Die „MieterInnenInitiative Martin-Hoffmann-Straße/Fanny-Zobel-Straße“ wehrt sich gegen die Werbekampagne von Agromex, deren Täuschungen, Weglassungen und Verdrehungen. Sie verteilten in allen Wohnblöcken der MieterInnen und darüber hinaus folgende Zettel:

„Auf gute Nachbarschaft“

Liebe Nachbarinnen und Nachbarn, so beginnen die lnfobriefe, die wir AnwohnerInnen der Fanny-Zobel-Straße und der Martin-Hoffmann-Straße seit geraumer Zeit von der Immobilienfirma Agromex GmbH & Co. KG erhalten.

Agromex plant am hiesigen Spreeufer im kommenden Jahr 2013 ein großes Bauvorhaben zu realisieren:

  • Bau eines Luxushotels mit einer Höhe von ca. 65 Metern mit ca. 200 Zimmern
  • Bau zweier Hochhaustürme mit Höhen von ca. 99 und 110 Metern und insgesamt ca. 200 Eigentumswohnungen im Luxussegment
  • ausgedehnte Tiefgaragenanlagen (400 Parkplätze)
  • unterirdische Ladeneinheiten mit „Bürgerpark“ als Bedachung

Wir als Ihre NachbarInnen und als MieterInneninitiative sind gegen das geplante Bauvorhaben!

Mit diesem Projekt wird auf unsere Kosten Eigentum für wenige „Reiche“ geschaffen!

Das Bauvorhaben ist für unser Wohnquartier völlig überdimensioniert und wird für steigende Mieten und Verdrängung sorgen!

Agromex betreibt seit August dieses Jahres einen Werbefeldzug („Auf gute Nachbarschaft“) mit dem Ziel die Bauplanung und -durchführung möglichst widerstandsfrei umsetzen zu können. Dabei wird auch vor direkter Täuschung der „zukünftigen guten Nachbarn“ nicht zurückgeschreckt.

Beispiel:

ln dem von Agromex in Umlauf gebrachten Anwohnerbrief vom 16. August 2012 ist eine Darstellung der zukünftigen Bebauung des Spreeufers enthalten. Diese soll uns Anwohnerinnen „Transparenz“, „weite Freiräume und Blickbeziehungen“ zur Spree sowie großzügige „Lichtdurchlässigkeit“ vorgaukeln.

Durch Auswertung der Abmessungen in den eigentlichen Bauplänen wird eine perspektivische Täuschung klar, die wir transparent machen wollen. (siehe nachfolgende Darstellungen, im Anschluss an diesen Text genauer erläutert als P.S.: ).

Bild 1 entstammt dem Architekturbüro von Agromex , Bild 2 nach gewissenhaften Recherchen kommt von der MieterInneninitiative:

Fälschung & Original

Fälschung & Original

Fazit: Der „Spreeblick“ wird sich auf einen schmalen Durchgang zwischen zwei bis zu 110 Meter in den Himmel reichenden „Mauern“ beschränken.

Darüber hinaus darf angezweifelt werden, ob die in der Bauordnung §6 festgelegten Abstandsflächen zu den bestehenden Gebäuden (40% der Höhe des zukünftigen Gebäudes) eingehalten werden.

Mietsteigerung! Verdrängung! Gefährdung der sozialen Mischung!

Aus gutem Grund hat Agromex bis jetzt vermieden, konkrete Angaben über die Preise für die zukünftigen Eigentumswohnungen zu machen. Es ist jedoch sicher, dass es sich um Wohnraum handelt, der für Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen unbezahlbar sein wird. Für diese Menschen dringend benötigter Wohnraum wird somit hier am Spreeufer ausbleiben.

Es ist vielmehr von einem in diesem Kiez enorm steigenden Mietspiegel auszugehen!

ln der Folge werden viele bisherige MieterInnen unsere Wohngegend verlassen müssen.

Die Agromex GmbH behauptet, dass Mietsteigerungen für die AnwohnerInnen durch den Bau dieser Eigentumswohnungen auf absehbare Zeit nicht stattfinden werden (Aussage bei der Projekt Präsentation im Rathaus Köpenick).

Realistischer sieht dies der Baustadtrat von Treptow-Köpenick, Herr Hölmer (SPD), der im „Tagesspiegel“ vom 17.08.2012 mit den Worten zitiert wird:

„Wer perspektivisch nicht bereit ist zehn bis zwölf Euro pro Quadratmeter zu zahlen, wird es im Quartier schwer haben“.

Er sehe zwar das soziale Problem, nur sei dies „dort nicht zu lösen, Alternativen müssten anderswo im Bezirk geschaffen werden“. (Das sehen wir natürlich anders!)

Ungeklärte Verkehrsanbindung /Infrastrukturelle Mehrbelastung der AnwohnerInnen

Durch den zukünftigen Hotelbetrieb und dem zusätzlichen Verkehrsaufkommen durch die Bewohner der Wohntürme wird die Verkehrsbelastung in Form von Taxi-, Versorgungs-, Bus- und privatem Autoverkehr für die AnwohnerInnen stark zunehmen.

Es ist zu bezweifeln, dass dieses Verkehrsaufkommen durch die umliegenden Straßen bewältigt werden kann. Erhebliche Probleme bei der Zufahrt zur Elsenstraße bzw. der Puschkinallee sind zu befürchten (u.a. Rückstau ins Wohngebiet).

Gemessen an der bisherigen AnwohnerInnen-Anzahl wird sich das Verkehrsaufkommen mehr als verdoppeln!

Übrigens ist in diesen Prognosen noch nicht berücksichtigt, dass sich die Situation durch den Ausbau des Grenzsteges (Historischer Hafen, Museum, Anlegestelle für Passagierschifffahrt) durch den Besucherverkehr noch weiter verschärfen wird.

Keine echte Bürgerbeteiligung

Das Ziel unserer MieterInnen-Initiative ist es, die renaturierte Fläche in einen Bürgerpark umzuwandeln (erste Entwürfe sind bereits in der Erarbeitung). Dieser würde sich harmonisch in das jetzige Ensemble des Wohngebietes Martin-Hoffmann-Straße/Fanny-Zobel-Straße einfügen.

Eine wirkliche demokratische Abstimmung muss auch in Treptow-Köpenick möglich sein. ln Friedrichshain Kreuzberg wurde 2008 mit dem Bürgerentscheid“ Spreeufer für Alle“ ein Signal gegen die verfehlte Bebauungspolitik des Senates gesetzt. Das was für Bürger von Friedrichshain Kreuzberg entschieden worden ist, muss auch für direkt betroffenen Bürger von Treptow Köpenick gelten.

Aus all den vorgenannten Gründen protestieren wir auf vielfältige Weise!

Schließen Sie sich unseren Protestaktionen an unterstützen Sie uns und letztendlich sich selbst!

Vielleicht denken Sie „da kann man sowieso nichts machen“, das ist nachvollziehbar und in gewisser Weise ist es ja auch ein Kampf David gegen Goliath. Doch ein Weg erschließt sich oft erst dadurch, dass er beschritten wird.

Wir fühlen uns hier – in unsrem Kiez – wohl und werden uns nicht verdrängen lassen – helfen Sie alle mit! Zusammen sind wir stark!

Unsere MieterInnenInitiative trifft sich zu ihrer nächsten Versammlung am 08.01.2013 um 19:00 Uhr im „Loesje“ (Karl-Kunger-Straße 55, 12435 Berlin), zu der wir Sie herzlich einladen.

Wir wünschen allen AnwohnerInnen eine besinnliche Weihnachtszeit, ein friedliches Fest und einen „Guten Rutsch“ in ein hoffentlich agromexfreies neues Jahr!

Mit freundlichen Grüßen

Ihre NachbarInnen der Martin-Hoffmann-Straße / Fanny-Zobel-Straße mit Unterstützung der „Stadtteilinitiative Karla Pappel“ und dem „lnitiativkreis Mediaspree versenken!“

(Presse-)Kontakt: Herta_Pappel@gmx.de

P.S.: Die schematische aber perspektivisch richtige Darstellung der lichten Weite und der Schätzung der Höhe auf Bild 2 der zukünftigen Gebäude in der Fanny-Zobel-Straße basieren auf Grundlage des Modellentwurfs des Gewinners des Architekturwettbewerbs für die Fanny-Zobel-Straße. Die Genauigkeit des Schemas beträgt für den Grundriss ca. +/- 4 m.   Die Neigung der Twin-Tower auf dem Foto entstand durch die Neigung des Fotoapparats und entspricht keiner nachträglichen Verzerrung. In der Abbildung der Agromex GmbH beträgt die lichte Weite zwischen dem zukünftigen Hotel und dem zukünftigen Wohnturm ca. 190% der Breite des oberen Teils des Hotelgebäudes. In dem Modell des Architekturwettbewerbs und in unseren Recherchen konnte allerdings lediglich eine lichte Weite von ca. 125% der oberen Hotelbreite ermittelt werden. Das hat in der Wirklichkeit klare Konsequenzen für die von der Agromex GmbH so sehr favorisierten „vielfältigen Weit- und Durchblicke sowie Bezüge zur Spree“ und den „Lichtraumdurchlässigkeiten“. In der Endkonsequenz werden die jetzigen Bewohner der Fanny-Zobel-Straße schlichtweg eingemauert. 

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