Im guten Glauben verkauft, von Gergor Marweld verdrängt

Im guten Glauben verkauft, von Gergor Marweld verdrängt   

Eine Warnung an alle Hausbesitzerinnen und Mieterinnen!  

Autor*in der Redaktion bekannt

Es hätte ein so schönes Beispiel für eine Nachbarschaft sein können, wie ihn sich Stadtentwicklungs- und Sozialsenatoren wünschen: Mieterinnen und Mieter eines kleinen Altbauhauses in Berlin am Baumschulenweg entwickelten eine freundschaftliche Beziehung, helfen sich gegenseitig und genießen gemeinsam den selbst bewirtschafteten grünen Hinterhofgarten. Doch 2015 sind die ersten Mieter entweder verstorben, bereits ausgezogen oder bangen um ihr Zuhause, weil sie die Klageschrift bezüglich Duldung einer entmietungsstrategischen Modernisierung und Mieterhöhung auf dem Tisch haben. Kläger ist ein stadtbekannter Immobilienspekulant, der lieber auf Vernachlässigung des Mietshauses, Ignoranz von Mieteranfragen setzt und die rechtliche Keule gegen lästige Bewohnerinnen schwingt als mit „seinen“ neuen Mietern zu kommunizieren.  

Gregor Marweld

Etwa ein Jahr ist es her, als wir das Gewitter, das uns jetzt um die Köpfe donnert, haben anrollen sehen. Chic gekleidete Menschen mit Klemmbrettern und Exposéordnern schlichen durch den Hausflur. Auf Fragen der BewohnerInnen zum Anliegen ihrer vermehrten Besuche reagierten sie nicht. Schnell war klar, dass es sich um Immobilienmaklerinnen handelt. Warum sich unser ehemaliger Vermieter, Herr Pietsch (Name geändert) ausgerechnet für die Firma Engel & Völkers entschieden hat werden wir wohl nie erfahren, doch dass ihre Beratung und Käuferempfehlung mehr als zeifelhaft waren, konnten wir später in Erfahrung bringen. So war es Herrn Pietsch wichtig, dass die Bewohnerinnen und Bewohner der Schraderstaße 16 in ihren Wohnungen bleiben können und notwendige Modernisierungen erst stattfinden, wenn ein Mieter auszieht.

Leider ließ er sich dies nur per Handschlag vom neuen Vermieter bestätigen. Er war gutgläubig, denn Engel & Völkers haben ihm die WMGV Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH, mit Geschäftsführer Gregor Marweld, als kleine GmbH vorgestellt, die ihnen vertraut und als zuverlässig bekannt sei. Engel & Völkers wussten genau was ihrem Kunden wichtig war und passten, allem Anschein nach, ihre Vermittlungsstrategie an, denn Herr Pietsch wollte an keine große Immobilienfirma verkaufen. Sein Gesundheitszustand drängte ihn jedoch zu einem möglichst schnellen Verkauf, und nachdem ein privates Architektenpaar kurzfristig abgesprungen war, blieb nur die vermeintlich “nette, kleine” GmbH, die WMGV.

Die Hausgemeinschaft hatte somit keine Zeit hatte sich zu organisieren, um das Haus eventuell gemeinsam mit dem Mietshäusersyndikat kaufen zu können, was Hernn Pietsch bereits als Möglichkeit unterbreitet wurde.   Leider müssen wir das Schlimmste befürchten, denn die WMGV ist keine nette, kleine GmbH, sondern genau das Gegenteil und Gregor Marweld ist kein unbekannter Verdrängungstäter. Bei vielen Menschen gilt er sogar als einer der skrupellosesten Immobilienbesitzer.

Yorckstraße 59

Vor zehn Jahren war er Hausverwalter der Yorckstraße 59, welche illegalerweise am 6.6.2005 zwangsgeräumt wurde [1]. Zudem wurden Menschen aus dem sozialen und kulturellen Hausprojekt von ihm auf unterschiedliche Weise schikaniert und bedroht und körperlich angegangen. Über Weihnachten wurde beispielweise die Etage zu den Vereinsräumen zugemauert. Jetzt ist das Gebäude in bester Innenstadtlage luxussaniert. Gregor Marweld hat mittlerweile viele Jahre Übung in der Verdrängung von Menschen und es scheint ihm auch gleichgültig zu sein. Sein Sicherheitspolster, das er hinter sich hat ist dick, denn er ist in einer Immobilienfamilie aus Berlin aufgewachsen und besitzt mehere Firmen, die ein undurchsichtiges Immobiliengeflecht darstellen. Auch in Johannisthal treibt er sein Unwesen, dort wurden mehrere von ihm gekaufte Häuser in Eigentumswohnungen umgewandelt.

Wie in einem schlechten Tatort geht die Geschichte unseres Hauses und der Beginn einer Verdrängung weiter. Im August 2014 wurden die Kaufverträge unterzeichnet, doch wurde Herr Pietsch angehalten seinen Mietern davon nichts zu erzählen. Als wir ihm nach der August-, auch die Septembermiete überwiesen haben, holte er sich anwaltichen Rat und benachrichtigte uns, dass es einen Verkauf gegeben hat und er uns die Miete zurücküberweisen wird. Wir sollten uns doch bitte von der WMGV die Kontoverbindung geben lassen, um das Geld an den neuen Eigentümer überweisen zu können. Nur wenige Tage später, als uns diese Nachricht ereilte, kam auch ein Brief der WMGV, mit einer förmlich und rechtlich hahnebüchenen Erklärung über einen Eigentümerwechsels. Da uns das alles mehr als seltsam vorkam, überwiesen die meisten der Mietparteien unter Vorbehalt an den neuen Eigentümer. Der älterer Bewohner Herr Sonntag (Name geändert), sowie das Jobcenter zahlten weiter an den ehemaligen Vermieter. Ohne jeden Versuch der persönlichen Kontaktaufnahme kam nur 12 Tage nachdem die WMGV als Eigentümerin im Grundbuch eingetragen war, die Modernisierungsankündigung, und gleichzeitig eine Mieterhöhung, welche einen Monat vor Sanierungsbeginn in Kraft treten sollte.

Zu diesem Zeitpunkt lebte Herr Sonntag schon nicht mehr. Etwa 3 Monate nachdem das Haus verkauft wurde, wurde er tot in seiner Wohnung aufgefunden. Für ihn wäre eine Modernisierung und Steigerung der Mietkosten von über 100 % nicht denkbar gewesen, genausowenig wie der Auszug aus dem Haus, in dem er seit mehr als drei Jahrzehnte gelebt hatte. Ob ein Zusammenhang zwischen seinem Tod und der Verdrängungstaktik der WMGV besteht, lässt sich nach seinem Ableben wohl schwer herausfinden, jedoch wäre es nicht das erste Mal, dass auf Grund von Verdrängung Menschen sterben (WIr, die Red. verweisen auf den aktuellen Tot im Aspire-Haus) Wir denken an dich Rosemarie F.! Sie verstarb am 11. April 2013 in Berlin, nur zwei Tage nachdem sie zwangsgeräumt wurde.  

Deckmantel der energetischen Sanierung

Dass Häuser modernisiert werden, unter dem Deckmantel der energetischen Sanierung, damit die Regierung als Alibi das “Klima retten” kann, ist nicht neu. Der Klimawandel wird für die Immobilienbesitzer dankend als perfides Argument „für das Interesse der Allgemeinheit auf Klimaschutz“ missbraucht um ihren Profit noch dreister in die Höhe schnellen zu lassen. Denn durch die steigenden Mieten und die daraus resultierende Verdrängung der AltmieterInnen, können sie viel höhere Verkaufswerte der Immobilien erzielen.

Doch wie soll das Klima geschützt werden, wenn Millionen von Tonnen Sondermüll, in Form von Polystyrol-Dämmmaterial produziert werden und intakte Altbauten kaputtsaniert werden??? In unserem Fall soll die energetische Sanierung bis aufs Äußerste getrieben werden, mit undenkbar hohen Kosten, damit unsere Miete auf über 10 € pro Quadratmeter steigt und es sich keiner im Haus mehr leisten kann. Am besten wir ziehen ale ganz von alleine aus. Was dann mit dem Haus passieren würde ist Spekulation. Ein Blick auf bereits entmietete Häuser lässt mehrere Szenarien denkbar werden: 1. Das Haus wird ohne Menschen und ohne Modernisierung schnell profitabel weiter verkauft, 2. das Haus wird in Eigentumswohnungen umgewandelt, nachdem es modernisiert wurde, oder 3. es bleibt viele Jahre leer stehen, bis höhere Rendite in Aussicht stehen.

Doch das lassen wir uns nicht gefallen!

Wir wehren uns und bleiben! Fast alle Parteien aus dem Haus haben der Duldung zur Moderniserung nicht zugestimmt, sondern angefangen sich zu organisieren! Wir ziehen mit der Mietergemeinschaft und dem Mieterbund vors Gericht, veranstalten Informationsabende und Soli-Partys, um enstehende Kosten und Gutachten tragen zu können.

Wir bringen uns beim Mietenvolksentscheid ein, vernetzen uns mit anderen verdrängungsbedrohten Häusern, wie der Friedelstrasse54, unterstützen die Gentrifizierungs-Frei-Tage vom 29. – 31. Mai auf der Lohmühle und treten mit Presseartikeln an die Öffentlichkeit.

Um uns zu unterstützen kommt und feiert mit uns die Gentrifizierungskosten weg: Am 13.6.2015 ab 21 Uhr im ZGK, Scharnwerberstr. 38. Mit Küche für Alle, Punkkonzerten, Live Techno und DJ’s (Balkan/Ska/Drum’n’Bass).   Die Häuser denen die drin wohnen! Kontakt: schraderstrasse16@posteo.de   Quellen: [1] http://de.wikipedia.org/wiki/Yorck59, http://de.indymedia.org/2005/05/117830.shtml

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