SPD-Veranstaltung ohne Sinn und Verstand

Die SPD hat am 29.06.2010 im Circus Cabuwazi in Alt-Treptow einen Vortrag mit Stadtsoziologen Häußermann veranstaltet. Andy Jauch (für die SPD im Abgeordnetenhaus) lud zu dieser Veranstaltung unter dem Titel: Gibt es in Alt-Treptow Gentrifizierung?

Aus dem Kiez kamen überwiegend kritische Menschen (30-40) zu dem Frontalvortrag von Stadtsoziologen Häußermann, der belehrend und besserwisserisch Gentrifizierung erläutern wollte.
Das weckte den Unmut der überwiegenden Anzahl der Besucher/innen, die Gentrifizirung im Kiez selber beobachten und beschreiben konnten. Folglich unterbrachen sie den Vortrag mehrfach und trugen ihre Kritik an dem vor, was u.a. die SPD politisch zu verantworten hat, z.B. die Ansiedlung von Eigentumsneubauten (Baugruppen), teure Stadtvillen, Erhöhung der Mieten bei der Wohnungsbaugesellschaft „Stadt und Land“ sowie das geplante Schandobjekt eines Carlofts an der Spree. Carlofts sind Häuser mit Aufzügen für Autos, die man sich in die Wohnung holt und daher nur für reiche Spinner. Letzteres ist ein großes Anliegen des Baustadtrats von Treptow Hölmer (SPD), der sich nicht zu blöde ist zu behaupten: „Derzeit ist nicht zu erkennen, dass die Mieten im Bezirk signifikant steigen würden.“ Während seine Kollegen bei „Stadt und Land“ bis zu 19% Mietererhöhung unter Androhung juristischer Konsequenzen durchsetzten, gegen den Widerstand der Mieter.
Man merkte, es ist der Beginn der Vorwahlkampfzeit, für die sich auch Herr Häußermann bereitwillig mit seiner Nähe zur SPD in die Bresche schmiss, indem er Baugruppen (Bauherrenmodelle) politisch zu verteidigen suchte, die doch nichts mit Gentrifizierung und Verdrängungsprozessen zu tun hätten.
Den kritisch Anwesenden aber kommt die Propaganda für Baugruppenmodelle mittlerweile zu den Ohren raus, die mit 7 Baugruppen im Kiez leidgeprüft sind – kommt doch nur eine gehobene, finanzstarke Mittelschicht in den Kiez, die zu einem Standortfaktor wird, der den Mietspiegel weiter negativ beeinflusst und besagter Gentrifizierung Vorschub leistet.

Die Rechnung der SPD mithilfe des Stadtsoziologen Häußermann die Politik des Senats aufzuwerten ging nicht auf. So versuchten sie Gentrifizierung als angenehme Aufwertung zu verkaufen, die dem Kiez diene. Das unterschiedliche Spektrum der Anwesenden reagierte mit Unverständnis, Kritik bis hin zu wütendem Protest.

Die Reaktion von Jauch und Häußermann darauf war eher enttäuschend und hilflos und von wenig Kompetenz gekennzeichnet.

Als Fazit bleibt, die Leute im Kiez müssen sich untereinander unterstützen gegen die Etablierung einer neuen Mittelschicht, und sich gegen die Verdrängung alteingesessener Mieter/innen und sozial schwacher Menschen zusammentun. Da von der Politik nichts zu erwarten ist, müssen die Leute in diesem Kiez und in den angrenzenden Kiezen ihre Interessen selbst in die Hand nehmen.

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