Hochhäuser auf Stelzen sind auch keine Lösung, Herr Hölmer !

Mehr als 50 Menschen kamen zur Veranstaltung mit Baustadtrat Hölmer (SPD) zu der die MieterInnen Hoffmannstr./Fanny-Zobel-Str., zusammen mit dem Initiativkreis Mediaspree versenken! und der Stadtteilinitiative Karla Pappel, geladen hatten.

Und gleich nach den einleitenden Worten ging es auch schon los mit den zahlreichen Wortmeldungen. Die AnwohnerInnen erzählten von ihren Ängsten und machten ihrem Unmut über die geplante Bebauung an der Fanny-Zobel-Str. zwischen Twintowers und Allianz-Hochaus Luft. Es war kaum möglich alle zu Wort kommen zu lassen, die etwas sagen wollten.

Der Baustadtrat war nur z.T. gewappnet, glaubte er doch mit einem vom Bezirk angestrebten Bau von Hochhäusern auf Stelzen, die eine Durchgängigkeit zum Spreeufer weiterhin zulassen, seien die AnwohnerInnen schnell zu beruhigen. Doch diese machten sehr deutlich, dass es ihnen hier nicht um den Verlust des Spreeblicks geht, sondern um viel mehr.

Es geht um ihr soziales Gefüge im Kiez, um die wegen der Aufwertung befürchteten Mieterhöhungen und der damit verbundenen Verdrängung derjenigen, die sich das dann nicht mehr leisten können. Wir haben hier eine sehr schön gemischte Bevölkerungsstruktur, von Jung und Alt, von Einkommensschwächeren und Einkommensstärkeren, von Familien mit Kindern, Singles und Rentnern, alle leben hier zusammen, so eine Anwohnerin. Diese funktionierende soziale Bevölkerungsstruktur sehen sie gefährdet mit dem Bau weiterer Eigentumswohnungen im hochpreisigen Segment. Denn nichts anderes ist vom Investor Agromex zu erwarten, der in Berlin schon Townhäuser mit einem Quadratmeterpreis bis 6000,- € errichtet hat. Dazu meinte Herr Hölmer nur, er habe keinen baurechtlichen Einfluss auf die Ausstattung der Wohnungen.

Von einem Anwohner wurde Herr Hölmer noch mal an die von der SPD-Treptow-Köpenick im letzten Jahr gemachten Wahlversprechen erinnert, die mehr Bürgerbeteiligung, Berücksichtigung des Bürgerwillens und Kampf für bezahlbare Mieten beinhalten.

Ulrike Zeidler (Leiterin Amt für Stadtentwicklung) erklärte, dass der Bebauungsplan (B-Plan) für das Spreeufer noch immer ein Entwurf ist, der seit 1994 besteht, zum größten Teil aber schon umgesetzt wurde, und 2mal geändert wurde, zuletzt 2010, als durch den damaligen Investor ein Carloft im Gespräch war.

Obwohl der B-Plan-Entwurf für die Bebauung am Spreeufer erst noch festgesetzt werden muss, der Bezirk dann noch darüber entscheiden muss, also das B-Plan-Verfahren noch ergebnisoffen ist, sieht Herr Hölmer keine weiteren Möglichkeiten der Einflussnahme, denn der Investor Agromex genieße ein schutzwürdiges Vertrauen. Wie sicher sich Agromex mit seiner Bebauung ist, erkennt man daran, dass schon jetzt, obwohl den politischen Bezirkvertretern die endgültige Bebauungsform erst noch vorgestellt werden muss, Werbung für die Eigentumswohnungen an der hiesigen Poststelle auslegt seien, so berichtete ein Anwohner.

Der Vorschlag des Vertreters von „Mediaspree versenken!“ gänzlich auf eine Bebauung zu verzichten, da nur so die im positiven Bürgerentscheid Mediaspree geforderten 50m öffentlichen Uferfreiraums einzuhalten wären, wurde von allen beklatscht. Dem Einwand von Herrn Hölmer, das wäre eine „kalte Enteignung“ und käme dem Bezirk sehr teuer, konnte entgegengesetzt werden, dass dies zu vermeiden wäre mit dem Angebot eines entsprechenden Tauschgrundstücks.  Ein möglicher Lösungsweg, doch hatten die AnwohnerInnen nicht den Eindruck, dass  Herr Hölmer diesen mit Nachdruck verfolgen wolle. Auch die Argumentation, dass durch die Hochhausfronten eine negative Veränderung des Mikroklimas eintritt sowie eine  Aufheizung des dahinter liegenden Quartiers, wie es am Potsdamer Platz schon nachweislich ist, schienen für Herrn Hölmer nur befremdlich und wurde von ihm als Unsinnigkeit abgetan.

So wurde auch im Abschlusswort der AnwohnerInnen deutlich von einer Enttäuschung darüber gesprochen, dass so wenige Anstrengungen seitens der Politik gemacht werden, die Interessen der BürgerInnen, vor allem der direkt Betroffenen, frühzeitig wahrzunehmen, die BürgerInnen einzubeziehen und Lösungswege zu finden, stattdessen werde der Investor hofiert. Das man immer nur die Worte zu hören bekäme „das ist rechtlich nicht möglich“, obwohl wir doch wissen, dass wenn Dinge politisch gewollt sind, auch rechtlich neue Wege beschritten werden können. Das Angebot Herrn Hölmers, die Hochhäuser auf Stelzen zu setzen und eher schmaler und dafür höher zu bauen, wurde von den Beteiligten absolut nicht als ausreichend anerkannt, denn es wird an der befürchteten Mietpreisentwicklung und Verdrängung rein gar nichts ändern.

Zugute halten konnte man Herrn Hölmer das er sichimmerhin dem Unmut der BürgerInnen stellte.

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